Sehbehindert? - Kontraste helfen "schwachen Augen"
- Schwache Augen brauchen starke Kontraste -
Mehr als eine halbe Million Menschen in Deutschland sind sehbehindert. Ihr Sehvermögen beträgt weniger als 10 Prozent der normalen Sehkraft. Deshalb haben sie in allen Bereichen des täglichen Lebens erhebliche Schwierigkeiten. Verringerte Sehkraft führt zu veränderten Reaktionen, z. B. beim überqueren von Straßen, bei der Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel, beim Einkaufen, in Beruf und Ausbildung und in vielen anderen Situationen.
Ungewohntes Verhalten auf Grund eingeschränkten Sehvermögens wird oft fehlgedeutet. Mißverständnisse sind die Folge. Das muß nicht sein.
Dieser Beitrag wirbt für mehr Aufmerksamkeit gegenüber den Belangen von Menschen mit Sehproblemen und für den Abbau von Hemmschwellen im Umgang miteinander.
Jeder Mensch kann zu jeder Zeit von einer Sehbehinderung betroffen werden; besonders häufig jedoch läßt die Sehkraft im fortgeschrittenen Alter nach. Vorbeugend sollte jeder spätestens mit dem 40. Lebensjahr einmal jährlich den Augenarzt konsultieren.
Wer wesentlich sehbehindert ist, gehört nicht mehr zum Kreis der "Normalsehenden", aber auch noch nicht zum Kreis der Blinden.
Eine Sehbehinderung wird von den Mitmenschen auf den ersten Blick oft nicht erkannt. Da es eine Vielzahl verschiedener Sehbehinderungen gibt, ist es selbst für Angehörige, Freunde oder Arbeitskollegen manchmal schwer, das Sehvermögen der Betroffenen und die daraus resultierenden Schwierigkeiten richtig einzuschätzen.
Selbst bei anscheinend gleicher Diagnose sind die Auswirkungen individuell oft gänzlich unterschiedlich und zudem meist abhängig von den Lichtverhältnissen, von Streßfaktoren und von der "Tagesform".
Eine den Sehbehinderten oft verunsichernde Schwierigkeit besteht darin, Gesichter ihm bekannter Menschen "auf den ersten Blick" zu erkennen. Die Verunsicherung wird noch dadurch verstärkt, daß die sehenden Bekannten mitunter davon ausgehen, daß er sie wahrgenommen hat, weil er sie bei ähnlichen Gelegenheiten ja auch gleich sah.
Wenn Sie erleben, daß Ihr Gruß einmal nicht erwidert wird, sollten Sie sich nicht beleidigt fühlen. Immerhin könnte die Sehbehinderung der einzige Grund sein.
Wenn Sie bereits von der Sehbehinderung einer Person wissen, sollten Sie nicht von weitem grüßen, sondern auf den Betreffenden zugehen, ihn ansprechen und ggf. auch Ihren eigenen Namen nennen. Das empfiehlt sich auch, wenn man sich bei anderen Gelegenheiten zufällig trifft; z. B. beim Einkaufen, im Restaurant oder bei Veranstaltungen.
Zahlreiche Sehbehinderte können keinen direkten Blickkontakt mit einem Gesprächspartner aufnehmen.
Wer als Sehender zum ersten Mal in eine solche Situation kommt, sollte keine Hemmung haben, den wahrscheinlich Sehbehinderten anzusprechen. Im Laufe des Gespräches können Sie ruhig nachfragen, weshalb Ihr Gegenüber an Ihnen vorbeischaut.
Wie beim überqueren von Straßen kommt man ohne gutes Sehvermögen nur mit vermehrten Schwierigkeiten vorwärts. Wenn die Sehkraft nachläßt, braucht man technische Hilfsmittel und nicht selten die Hilfe "normalsehender" Personen.
Kontraste helfen schwachen Augen
Was sich nicht voneinander unterscheidet, wird nicht differenziert wahrgenommen und ist für sehbehinderte Menschen beinahe unsichtbar.
Eine kontrastierende Gestaltung von Hinweisschildern und Fahrplänen, von Treppenstufen und Glastüren, von Markierungen, Displays an Haushaltsgeräten und Automaten sowie jeglichen Schrifttums und, und, und ... hilft schwachen Augen, das zu erkennen, worauf es ankommt.
Liniennummern an Bussen und Bahnen sind oft zu klein und zudem ganz oben am Fahrzeug angebracht. Schlechte Beleuchtung oder spiegelnde Scheiben sorgen dafür, daß sie kaum zu erkennen sind. Ähnliche Schwierigkeiten haben Sehbehinderte, wenn sie beispielsweise ihren reservierten Sitzplatz im Zug oder eine Hausnummer suchen bzw. ein Straßenschild oder die Beschriftung eines Sprechzimmers in einer Behörde entziffern wollen.
Leider erhalten sie, wenn sie Mitbürger um Hilfe bitten, oft nicht die gewünschte Auskunft, sondern eine wenig hilfreiche Gegenfrage: "Können Sie nicht lesen? Dort steht's doch!"
Jeder kann sich vorstellen, daß derartige Antworten für den Betroffenen sehr frustrierend, ja kränkend, sind. Helfen Sie der sehbehinderten Person, indem Sie ihr die gewünschte Auskunft geben. Sie fragt sicher nicht ohne Grund.
Noch besser ist es, zusätzlich Hilfe anzubieten.
Das sollten alle Planer, Bauherren und Verantwortungsträger für den öffentlichen Bereich wissen und beherzigen. Fehlen Kontraste, werden viele Sehbehinderte praktisch zu Blinden. Auch hier gilt: Was sehbehinderten Menschen hilft, ist für alle nützlich.
Eine sehbehindertenfreundliche Umwelt- und Verkehrsraumgestaltung ist nützlich für alle.
Ausreichend große und kontrastierende Gestaltung von Schildern und Hinweistafeln, deutliche Markierung von Glastüren, die ordnungsgemäße Sicherung von Baustellen und anderen Gefahrenquellen sowie die Markierung von Treppen sollen als Beispiele dienen.
Für weitere Fragen oder Beratungsgespräche stehen wir Ihnen gerne und jederzeit zur Verfügung.
Rufen Sie uns an, wir informieren Sie gern:
Blinden- und Sehbehindertenverein des Kreises Heinsberg e. V.
(Anschrift und Telefon siehe Impressum)